Rein aus [ ] Gründen gibt es für euch auch noch einen kleinen Bericht über meine Ausflüge im August. Viele warns nicht und die Wandergeschichten wurden ja schon im regulären Post abgehakt, aber eine letzte größere Reise habe ich doch noch unternommen: Dasha, Mylene und ich waren auf Mädls-Trip in Tallinn. Wobei es der Rest der Woche eigentlich eher ein Solo-Trip war, denn die anderen hatten nicht wie ich den Luxus von massenweise Urlaubstagen und so war ich halt alleine unterwegs. Naja, lest selber...
Wohin ging unser Ausflug denn eigentlich? Ganz klare Antwort: Tallinn. I mean, ich konnte die Hauptstadt ja vorher schon mal kurz erkunden, doch ein paar Dinge waren noch ungesehen und die Stadt eignet sich auch ganz gut, um von dort ein paar Ausflüge zu unternehmen. Der ausschlaggebende Grund für unseren Trip war jedoch einen speziellen Termin, den sich Dasha ausgemacht hatte: Sie wollte sich ein Tattoo stechen lassen. Ich hatte auch noch meinen Geburtstagsgutschein für einen Tauchkurs ausständig (siehe Mai-Blog) und deshalb traf sich das ganz gut.
Los gings also an einem Samstagmorgen, an dem wir uns zu unangenehm früher Stunde in den Zug setzten und uns in Richtung Norden bewegten. Empfangen wurden wir mit einem heftigen Regenschauer, der uns gleich dazu zwang, in den Balti Jaama Turg (den Zentralmarkt) zu flüchten und dort durch die Antik-Abteilungen im Obergeschoss zu stöbern. Als das Schlechtwetter vorrüber gegangen zu sein schien, machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Tattowiererin. Ich mit fettem Tramperrucksack am Buckel. War wiedermal painful. Beim Studio angekommen, wurde uns mitgeteilt, dass Mylene und ich leider nicht mit rein durften, weshalb wir unsere Rucksäcke und die angespannte Dasha dort ließen und das Villenviertel rund um Kadriorg (dem Zarenschloss) erkundeten. Die großen bunten Holzhäuser sowie das viele Grün können sich schon sehen lassen... Weiter gings bis zum Fährhafen, wo ich die Preise für Fähren nach Helsinki herauszufinden versuchte. Leider erfolglos. Naja, für was gibts das Internet...
Wieder zurück konnten wir das neue Tattoo unserer Freundin bewundern und machten uns gemeinsam auf den Weg zum Hostel. Es war zwar zentral aber die Menschen dort waren ein bissi creepy (Männer haben uns auf russisch angelabert, Dasha hat verstanden und war darüber nicht ganz happy). Naja, wir wollten sowieso nicht allzuviel Zeit dort verbringen, und da sich unserer Mägen schon meldeten, machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Es wurde der fancy Inder "Chakra", den ich sehr empfehlen kann. Das nächste Mal würde ich das vegetarische Menü für 2 nehmen, denn da kann man sich ganz gut durchkosten für einen okayen Preis... Diesesmal wurde es "nur" Curry und Karottenpudding (besser, als es klingt), dann trafen wir uns mit Sidrit, der ja in Tallinn wohnt, in einem irischen Pub. Mit Livemusik und Kirschbier konnten wir auch noch eine nette Zeit dort verbringen, bevor die Müdigkeit uns dann doch überrollte. Fun Fact: Am selben Wochenende fand das Altstadt-Fest in Tallinn statt und wir konnten interessante Dinge am Hauptplatz beobachten wie z.B. eine Gesangsshow von teils schräg singenden Teenagern, einem Blumenball, bei dem Kostüme aus (echten?) Blumen vorgezeigt wurden, ein Orchester, das Filmmusik spielte, etc. Glück für uns.
Am nächsten Tag war uns wieder kein Ausschlafen gewährt, denn bereits um 8 mussten wir in den Bus: Es ging nach Rummu, einem Ort ca 30 min. entfernt von Tallinn, an dem sich ein großer See befindet. Dieses Gewässer ist nicht ganz natürlich entstanden, denn dort befand sich eine Kalk-Abbau-Stätte und ein Gefängnis, dessen Insassen in dem Tagbau arbeiteten. Nachdem der Betrieb jedoch eingestellt wurde und demnach auch keine Pumpen das Gebiet mehr trocken hielten, wurde es innerhalb kürzester Zeit überflutet. Und jetzt befindet sich in Rummu ein strahlend klarer See (durch den Kalk), auf dessen Grund die alten Gemäuer des Tagbaus noch immer sichtbar sind. Marketinggenies haben das ganze als Gefängnis präsentiert (eigentlich sind dessen Gemäuer am Seeufer) und jetzt werden dort Tauchexkursionen angeboten. Und ich war so glücklich, einen Gutschein für eben jene als Geburtstagsgeschenk bekommen zu haben. Also gings für mich zum ersten mal Scuba-Diving. Oderso. Denn der Weg dorthin war kein leichter. Schon bei der Busfahrt stiegen wir falsch aus, mussten ewig gehen, um dort erst recht wieder eine Stunde bis zur Öffnung der Tauchschule zu warten. Dann startete endlich der Theorieteil, geplant war 40 min. Theorie, 20 min. Tauchen. Tja. I mean, der erste Teil war in angegebener Länge, doch während des Vortrags kamen immer mehr und mehr Menschen dazu. Beim Tauchen gab es pro Taucher je einen Lehrer, doch leider waren an dem Tag nur 4 Taucher da. Was hieß, dass der Rest der Teilnehmer warten musste. Auch Regen setzte noch ein und mir wurde in meinem Neopremanzug ein bisschen kalt. Den frühen Bus konnte ich mir auch abschminken, Mylene musste früher nach Tallinn um heimzufahren und verabschiedete sich deshalb, Dasha blieb aber bei mir. Zum Glück kamen wir mit estnischen Künstlern ins Gespräch, die uns anboten, uns mit nach Tallinn zu nehmen. Sonst wäre das ganze wohl noch schlimmer geworden... Nach 2 Stunden Wartezeit durfte ich dann endlich unter Wasser!!! Es war echt cool, das Gebiet und der Kurs sind wirklich für komplette Anfänger geeignet und die Unterwasserwelt hatte neben alten Gebäuden auch andere coole Dinge zu bieten. War richtig enttäuscht, als es nach 20 min schon vorbei war :/ Naja, zumindest wartete ein Whirlpool auf mich hehe.
Der Montag war ein Angriff auf mein Nervenkostüm. Dasha und ich wollten nach einem Frühstück im Cafe Kehrwieder (ur cute, guter Kuchen) die Altstadt ein bisschen erkunden, als mir eine Teenagerin auffiel, die die blütenweißen Altstadtmauern mit ihrem Namen bekritzelte. Aus unnerklärlichen Gründen sprach ich sie darauf an und als sie nicht stoppte, tat ich so, als würde ich ein Foto von ihr machen. Das gefiel der, offensichtlich betrunkenen Russin (es war am Vormittag lol) nicht und sie rannte mir und Dasha hinterher und brüllte im gebrochenen Englisch, ich solle das Foto löschen. Dann packte sie mich an meinem Arm und hielt mich fest, während wir uns gegenseitig anschrien. Am hellichten Tag. Auf einem SEHR belebten Platz. Naja. Zum Glück konnte Dasha mit der Freundin der Betrunkenen kommunizieren und sie überreden, dass ich freigelassen werden sollte, wenn ich das Foto (das ich actually nie gemacht habe) nicht der Polizei schicken würde. Mit dieser wurde dem Mädchen von einer helfenden Estin auch gedroht, keine Ahnung, ob sie die dann auch gerufen hat, als wir gegangen sind lol. Heiter gings weiter. Da Dasha mich am nächsten Tag verlassen würde, musste ich mich um eine neue Unterkunft sorgen, denn in dem Hostel wollte ich aus Kosten- und Creepyness-Gründen nicht mehr bleiben. So schauten wir uns gemeinsam verschiedenste Hostels in der Stadt an, wobei wir bei einem von Italienern angequatscht wurden. An sich waren sie nett, doch ein bissl too much. I mean, der eine Dude war Corona-Leugner und wollte meine Telefonnummer... Der andere hat uns dann sogar noch bei der Suche geholfen, doch ich wollte ihn dann auch loswerden haha. Aber der war eh lieb. Ich hab mich dann auf Booking umgeschaut und mich für einen Schlafsaal im Hostel Munkenhof entschieden. An sich eine gute Wahl, doch mir machte der Fakt Angst, dass es sich hierbei um einen gemischten Schlafsaal handelte. Na super. Das machte mir mehr Panik als der anstehende Termin...
....denn nachmittags ging es zu einem Beautystudio, bei dem auch eine Piercerin arbeitete. Yep, es war Zeit für mich, mir ein Nostril stechen zu lassen. Zum Glück hielt sich der Schmerz in Grenzen und die Leute waren nett dort, also kann ich mich echt nicht beschweren.
Am nächsten Morgen war es Zeit für Dasha, den Heimweg anzutreten. Ich wiederum nahm einen Bus um wieder einen Punkt meiner To-Do -List abzuhaken. Ich wollte unbedingt den Lahemaa- Nationalpark sehen, leider ging sich Käsmu nicht aus, aber zumindest im Viru-Moor konnte ich ein bisschen wandern gehen. Ich sags euch, dieser Wanderweg ist echt mega schön!!! Sehr zu empfehlen, wenn ihr mal in der Gegend seid ; )
Nachmittags fuhr ich wieder zurück in die nervige Stadt (hatte die Ruhe im Nationalpark echt genossen) und bezog mein Bett im Hostel. Eigentlich wollt ich nach dem vielen herumlatschen (bin fast jeden Tag über 30 000 Schritte gegangen), doch war beschäftigt, eine Fähre nach Helsinki zu buchen und bin dann noch mit nem 50-Jährigen Deutschen ins Gespräch gekommen, der von seiner Heimat aus alle nordischen und baltischen Länder mit dem Fahrrad durchquert. Crazy!
Der folgende Morgen war schon wieder mal nicht zum Ausschlafen gedacht, denn ich hatte ein Ticket um 12 € auf einer frühen Fähre erworben. Pass, Impfzertifikat und Kamera bereit, erfüllte ich mir einen Traum und nahm das Schiff nach Finnland. Rund 3 Stunden später kam ich in der finnischen Hauptstadt Helsinki an und machte mich auf den Weg, bekannte und weniger bekannte Orte der Stadt zu erkunden. Zuerst steuerte ich das angebliche Hipsterviertel Kallio an, welches auf mich ein bisschen creepy wirkte (aber auch ganz cool, va die Markthalle Hakaniemi), dann wurde die Innenstadt mit Dom, Bahnhof und alter Markthalle erkundet. Ich fand den Kontrast zwischen alten und neuen architektonischen Wundern ziemlich beeindruckend, sonst bin ich ja nicht so der Neubau-Fan, aber Helsinki hat schon ganz coole Gebäude. Mein Favorit war definitiv die Bibliothek.
Kommentar schreiben