· 

Wanderlust : März+April

Dank dem Lockdown wars die Monate ja nix mit Freunde treffen, Städte besuchen, shoppen, etc. Übrig bleibt einem dann nur noch, die wunderschöne estnische Natur zu erkunden, von der es ja mehr als genug gibt. In diesem Artikel erzähle ich euch über meine Wanderabenteuer, die ich diesen "Frühling" erlebt habe. Hoffe, es ist auch bissl informativ, falls ihr mal vorhabt nach Estland zu kommen ;)

 

Starten wir mit dem ersten Ausflug im März zu einem der wichtigsten Naturwunder Estlands : Taevaskoda. Auf Deutsch "Himmelshalle"  ein absolutes Must-See, angeblich soll jede/r Este diesen Platz min. einmal im Leben besucht haben, denn er gilt als heilig für die Naturgötter. (Ja, wie bereits erwähnt, sind die Esten eher "heidnischen" Göttern zugewandt) . Doch was gibt es da zu sehen? Grob gesagt, eine Art Sandstein-Canyon, durch den ein Fluss fließt. Es ist quasi ein Tal, mit Fluss, rundherum Wald und an mehreren Stellen Sandsteinwände mit verschiedensten Verfärbungen. Es gibt eine "große Taevaskoda" und eine "kleine Taevaskoda" - wobei sich bei dieser Wand auch eine kleine Höhle befindet, die nicht betreten werden darf. Die Leute hinterlassen dort Stoffarmbänder oder andere Gegenstände und das Wasser wird als heilig erachtet. All in all spielt der Ort ne wichtige Rolle für Estland, denn auch irgendein alter Film wurde dort gedreht. Das Wichtigste ist hier dennoch die Natur, besonders wenn die Sonne scheint, hat das ganze ne magische Atmosphäre und die Wanderung durch den Wald ist wirklich sehr schön.

Wie erreicht man den Platz? Naja, Matvii und ich sind wiedermal um 7 oderso mit dem Zug in nen Vorort von Tartu gefahren, von wo ein Bus zu dieser sehr abgelegenen Bushaltestelle fährt. Nach kurzer Verwirrung haben wir dann den Wanderweg zum Fluss gefunden, zum Glück war die Morgensonne mit uns. Nachdem wir die kleine Taevaskoda bewundert hatten, ging es durch einen, leider teils eisigen Pfad durch den Wald. Leider hats dann immer mehr zugezogen und ist kälter geworden, wir haben nach ca 2 Stunden die große Taevaskoda erreicht (man geht quasi im Kreis) und sind dann wieder zur Haltestelle zurück. Wie so oft war die Verbindung sehr bescheiden, daher haben wir den erstbesten Bus nach Põlva genommen, dort im Warmen gewartet und sind von dort nach Tartu gekommen. Tja Problem war nur, dass in Tartu unser nächster Bus oder Zug erst in paar Stunden kommen würde. Normalerweise würd ich die Zeit ja in einem der großen Shoppingcenter verbringen oder ins Café gehen, aber da war ja was mit Lockdown... Verschlimmert wurde die ganze Sache nur noch durch die Tatsache, dass sich der leichte Niederschlag in einen fetten Schneesturm verwandelt hatte und der Wind uns um die Ohren geblasen hat... und in den Shoppingcentern haben die Securities sitzende Menschen verjagt lol. So entschieden wir, uns in den einzig gemütlichen, warmen Ort zu setzen: Den Bus. Long story short: Wir sind ca 3 Stunden herumgefahren und umgestiegen, bis wirs endlich nach Hause geschafft haben lol.

 

Die nächste Wanderung habe ich wieder an einen heiligen Ort unternommen, diesmal sogar wortwörtlich: "Pühajärv" heißt soviel wie heiliger See. Er befindet sich nahe Otepää, hat ein paar Inseln und ist va im Sommer glaub ich ein sehr beliebtes Ausflugsziel, es gibt dort auch Strände und Campingstellen. Naja, bis zu dieser Jahreszeit ist es noch ein weiter Weg, dennoch haben Mylene und ich uns mit dem Bus zu der Destination gewagt. Zuerst sind wir den "Murrumetsa"- Wanderweg spaziert, doch der war uns dann zu kurz und zu wenig am See (ist eher durch Wald und "Dorf" verlaufen), deshalb sind wir die 12-km Seeumrundung angegangen. Es war ja ganz nett, wir sind der Straße gefolgt, als uns die Pfeile dann aber in den Wald auf Hügel gelockt haben, wo wir uns immer weiter vom Gewässer entfernt, und dafür aber ziemlich bergauf geplagt haben. Naja, wos rauf geht, muss man auch wieder runter, in diesem Fall stand uns nur ein sehr schmaler, steiler Waldpfad zur Auswahl, der *Surprise* vereist war. Super. Ich cleveres Kiddo hatte aber ein Einkaufssackerl im Rucksack und dann sind wir halt eben runtergerutscht (was uns ja sowieso passiert wäre lol). Also im Winter kann ich diesen Umweg eher nicht empfehlen lol. Heiter gings dann (endlich im Flachen) weiter, als uns plötzlich die nächste Überraschung erwartete: Bei ca der Hälfte des Sees angekommen, hatte sich das Wetter wiedermal gegen meine Wanderambitionen gestellt und uns mit einem Blizzard beschenkt (anscheinend gabs sogar Wetterwarnungen lol). Unsere Motivation war dementsprechend very low, so sind wir den Rückweg nicht mehr am See, sondern der Straße entlang gehatscht, weil laut Maps der schnellere Weg lol. Tja, was bringt dir aber die Schnelligkeit, wenn du keinen Bus zurück hast? Wie wie realisieren mussten, würde der nächste und letzte Bus erst 4 Stunden später kommen, der Sturm war noch immer on se peak und die Bushaltestelle nur ein Holzpavillion. Was tun? Ja und jetzt kommt der big brain moment: Es herrscht Lockdown, alles hat zu, well, alles außer Hotels!! Zum Glück hatte einfach dieses Spa-Hotel dort offen und wir durften 3 Stunden in ihrer schönen, warmen Lobby verbringen. Ur nett!!!

Naja. im Sommer werden wirs vielleicht nochmal mit Wandern dort verbringen, dann mit Zelt im Gepäck? da erspart man sich zumindest die Bus-struggles lol

 

Die nächsten Wochenenden war ich auf Reisen (siehe April-Eintrag) und in Valga wandern, aber im April wurden sich noch zwei größere Wanderungen gegönnt:

 

An einem Tag gings für Matvii, Aysegül und mich nach Elva, eine kleine Vorstadt von Tartu. Die Gegend dort ist echt nett, es ist ein bisschen wie ein Ferienort mit vielen Holzhäuser, einem modernisierten Ortskern, zwei Badeseen mit Strand und rundherum Wälder. Das Wichtigste natürlich: Es gibt ne Zugverbindung nach Valga haha. Eigentlich wollte ich dort den 15-km Wanderweg gehen, aber die zwei anderen waren mehr am Ort selbst interessiert, also sind wir da mal herumgegeistert und haben uns Zeug wie ein altes Feuerwehrhaus, ne ehemalige Brotfabrik und natürlich den örtlichen Spielplatz angesehen ;) So ist das halt, wenn man mit seinen 23- und 27-jährigen Freunden unterwegs ist lol. In nem Wäldchen waren wir auch, dort stand einfach ne alte Skisprungschanze lol. Obwohls bissl vermodert ausgehene hat, sind wir trotzdem rauf und haben paar Fotos gemacht. Ur cool ! Später wollte MT dann so ne Mühle sehen, die war dann aber ziemlich weit auswärts, also sind wir zuerst der Straße und dann dem Fluss entlang gelatscht. Was aber ganz cool war: Wir haben einfach ne Regenbogen-Brücke entdeckt lol. Natürlich gabs dort gleich wieder ein Fotoshooting haha. Nach einiger Zeit haben wir dann endlich die, sehr unspektakuläre Mühle erreicht und MT war happy. Aysegül und ich wollten aber noch bissl in den Wald, also sind wir auf nen Naturlehrpfad in Vapramägi spaziert, was ganz nett war, weil er durch nen Wald entlang dem Flussbett verlaufen ist (ca 3 km?). Außerdem war ein Bahnhof in der Nähe, wo wir theoretisch leicht nach Hause gekommen wären, hätten wir nicht den Zug verpasst lol. Tja, so mussten wir zurück nach Elva latschen, ehe wir endlich wieder den Heimweg antreten konnten. Schlussendlich habe ich also doch meinen Wandertag bekommen haha.

Ach, und was ich hier noch hervorheben muss: Es war den ganzen Tag SONNIG! und warm! und kein Schnee!!!

:000

 

Der letzte Hike wurde in Võrumaa unternommen, genauer gesagt im Urtal in Rõuge. Der Wanderweg hat eine Länge von 10 km, geht entlang einem Fluss und 4 Seen, darunter dem tiefsten See Estlands. Endpunkt ist ein Canyon, der Taevaskoda ähneln soll, eine halbe Stunde (zu fuß) davon befindet sich anscheinen auch eine Bushaltestelle, falls man wie wir Volunteers auf die Öffis angewiesen ist. Hightlight der Route ist jedoch der Startpunkt beim sogenannten "Nachtigallental", wo sich ein riesiger Aussichtsturm mit "Vogelnest" befindet, den man gratis besteigen kann. Ööbikuorg (das Nachtigallental) stand ja schon länger auf meiner Liste, denn angeblich ist es im Frühling mega schön, weil alles blüht und die Nachtigallen zwitschern. Ja guess what, Ende April beginnen hier in Estland grad mal die ersten Krokusse zu blühen, mit Vögeln und co wars dementsprechend fern. Das Tal selbst ist nur 300 m lang und man spaziert recht schnell durch, vielleicht geb ichs mir ja nochmal im Sommer, falls dann endlich alles grün- und bestimmt viel beeindruckender ist. Ach ja und ihr dürft euch das ganze natürlich nicht wie Täler zwischen Bergen wie in Österreich vorstellen (Berge gibts hier ja nicht). Naja, nach der kleinen Stipvisite im Tal haben wir uns endlich auf den Wanderweg gemacht, ich hatte eh voll Sorgen, dass wir am Endpunkt unseren einzigen Bus verpassen würden. Tja, so weit ist es aber nicht gekommen, da wir uns verirrt haben und wieder zurück nach Rõuge gekommen sind, wo wir nochmal versucht haben, dem Original-Weg bis ca zur Hälfte zu folgen. An sich wars ja ganz nett, jedoch hat sich der April wieder mal von seiner besten Seite gezeigt neben Sonnenschein auch für Regenschauer, Hageleskalationen und last but not least Schnee gesorgt. Ach, was wäre ein Ausflug ohne diese kalte Bescherung...

Zumindest konnten wir in Rõuge wieder in der warmen Bushaltestelle warten, ehe wir mit Umsteigen endlich nach Hause kamen. War wieder ein ereignisreicher Tag haha.

 

Jap, das wars mit Wandern für die zwei Monate, hoffe ihr fandets den Post trotz seiner Länge ganz interessant :)

Wenn ihr mehr Bilder sehen wollts, kann ich euch meinen Insta-Account @vicigoesestonia ans Herz legen!

 

Am Schluss bleibt mir nur zu sagen: Gehts an die frische Luft! In Österreich ist der Frühling sicher relativ schneefrei ;) Nützt es aus!

 

 

Taevaskoda

Pühajärv

Ausflug nach Elva - dieses Holzhaus hat mich iwi an die Alpen erinnert, nur das die Aussicht dezent unterschiedlich war (siehe darauffolgendes Bild)

Rõuge- Urtal

Das letzte Bild beschreibt unseren Mood halt perfekt: Mylene hat schon komplett aufgegeben, Vanessa und ich sind noch so halbwegs enthusiastisch und MT checkt erst jetzt, dass es voll waschelt lol (natürlich wars nicht so, ist nur die Bildbeschreibung haha)

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Andrea (Montag, 03 Mai 2021 12:42)

    Weiter so, dann bist du richtig fit für Herbstwanderungen in Österreich.
    Bussi

  • #2

    Thomas (Dienstag, 04 Mai 2021 01:44)

    ..haha Mutter denkt schon an einen Weitwanderweg!!